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3. Jubiläumskonzert: Georg Friedrich Händel: "Der Messias" Oratorium für Soli, Chor und Orchester
26. November 2005, 19:30 Stiftskirche Millstatt
27. November 2005, 19:30 Stadthauptpfarrkirche St. Jakob, Villach
Monika Riedler, Sopran
Katalin Gémes, Alt
Gernot Heinrich, Tenor
Steffen Rössler, Bass
A-cappella-Chor Villach
Cornelia Löscher, Konzertmeisterin
Stefan Hofer Solotrompete
Anton Gansberger, Orgel und Cembalo
Ute Groh, Violoncello
Wiener Bachsolisten
Dirigent: Helmut Wulz
Programmnotizen
Der Messias entstand im August und September des Jahres 1741 während eines
Zeitraumes von 22 Tagen. Die Uraufführung fand auf Einladung des Vizekönigs von
Irland am 13. April 1742 als Wohltätigkeitsveranstaltung in Dublin statt.
Aus Berichten derer, die dem Komponisten damals nahestanden, erfahren wir, dass
Händel das Werk in einer grenzenlosen Hochstimmung schuf, in Stunden, die fast
einer Erdentrücktheit gleichkamen. "Ich glaubte den Himmel offen und den Schöpfer
aller Dinge selbst zu sehen", soll er tränenüberströmt ausgerufen haben, als er den
zweiten Teil des Oratoriums mit dem Halleluja beendet hatte.
Das Erlösungswerk Christi zu verherrlichen, sind die schönsten, tiefsinnigsten
Sprüche des Alten und Neuen Testaments ausgewählt. Bei der Redaktion des Textes,
den sein Hauskaplan Pooley zusammengestellt hatte, war Händel selbst
entscheidend beteiligt.
Mit mächtigen Worten der Verheißung, mit tröstlichen der Gewißheit beginnt,
nachdem die ernste c-Moll-Ouvertüre verrauscht, der erste Teil. Feierliche
Chorklänge und liebliche Arien bereiten auf das Kommen des Messias vor. In
mystischem h-Moll erklingt - vom Bass gesungen - die Prophezeiung: "Das Volk,
das da wandelt im Dunkel, es sieht ein großes Licht". Und gleich darauf verkündet
der Chor in hellem D-Dur die Geburt des Herrn. Die Hirten kommen mit zarter
Krippenmusik, das Gloria der Engel ertönt, und in tief beseeligten Klängen wird vom
Segen der Heilsbotschaft berichtet.
Der zweite Teil steht unter dem Zeichen der Passion und Auferstehung. In einem
ergreifenden g-Moll-Satz singt der Chor vom Lamm, das der Welt Sünde trägt. Die
Rezitative und Arien, die der Marter Christi gewidmet sind, enthalten Töne tiefsten
Mitleids.
Schnell aber, wie mit blutendem Herzen, geht Händel über Kreuz und Leiden hinweg.
Wichtiger als der grauenvolle Passionsvorgang ist ihm die Betrachtung der Heilsidee,
die aus diesem Leiden erblüht. Reines F-Dur löst den Bann früherer Molltonarten.
Alles, was jetzt folgt, bedeutet höchste Genieleistung und lässt in der Tat glauben,
dass Händel die Vision einer Himmelsglorie gehabt hat. Den lieblichen Schritt der
Himmelsboten besingt ein Solosopran, das Toben der Heiden ein Bass. Und dann
beginnt das Halleluja, dessen feurige Begeisterung und kunstvolle Architektur immer
von Neuem überwältigt.
Der dritte Teil knüpfte an Tod und Jüngstes Gericht an. Viel Mystisches,
Geheimnisvolles aus dem 1. Korintherbrief und der Offenbarung des Johannes steckt
in ihm. Die Sopranarie "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt" teilt mit dem Halleluja den
Ruhm der Unsterblichkeit. Sie verdankt ihn nicht nur der edlen Melodie allein, sondern
ebenso den in ihr schwingenden Gemütswerten, dem Reinen, Gläubigen,
Zuversichtlichen, - alles auch hier mit letzter Meisterschaft auf das denkbar Einfachste
zurückgeführt. Als Gegenstück erklingt die mächtige Bassarie "Sie schallt, die
Posaun" mit der Andeutung des Jüngsten Gerichts. Und wenn dann nach dem
feierlichen Spruche "Würdig ist das Lamm" das Fanfarenthema "Alle Gewalt und
Preis und Macht" einsetzt und schließlich der ganze Chorstrom in die Amenfuge
einmündet, dann steht der Hörer, gleichgültig welchen Bekenntnisses und welcher
Lebensanschauung, unter dem Banne einer Erscheinung, die uns zu letzter
Erhabenheit hinaufführt, aber gleichzeitig stärkt und über uns selbst erhebt.
Anton Schering
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