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2. Chorreise nach Japan 1989
28. Juli - 15. August 1989
Im Juni und Juli liefen intensive musikalische und organisatorische Vorbereitungsarbeiten
für die 2. Japan-Reise des A-cappella-Chores Villach, für deren Durchführung und
Finanzierung wieder Tatsuo Higuchi verantwortlich war. Diesmal reisten wir - mit Start
in Triest und Zwischenlandung in Rom, New Delhi, Shanghai und Tokyo - auf der Südroute
in das Land der aufgehenden Sonne. Unser Ziel war zunächst die Millionenstadt
Osaka, wo wir uns im äußerst komfortablen Royal Hotel sehr schnell von den Strapazen
der 36stündigen Reise erholten. Schon am nächsten Tag (30. Juli) gaben wir in der
Osaka-Concerthall unser erstes Konzert vor einem aufmerksamen und begeisterungsfähigen
Publikum. Anschließend waren wir im Schein von Fackeln und Lampions zu
einer exklusiven Welcome-Party geladen, die bei seltenen Tafelfreuden aber bald in ein
recht ausgelassenes Gartenfest mündete.
Beim "Dinner Concert" im Festsaal des Royal Hotels war am nächsten Tag wieder
großes japanisches Zeremoniell angesagt. Mit herzlichen Worten begrüßte uns Hazuo
Hatano, der Präsident der "Österreichisch-Japanischen Gesellschaft", dessen Einladung
zahlreiche hohe Persönlichkeiten aber auch Freunde, die wir bei unserer ersten Tournee
gewonnen hatten, gefolgt waren. In wohldurchdachter Abfolge wechselten kurze Konzertblöcke
mit den Gängen eines in seiner Reichhaltigkeit kaum überblickbaren Büffets.
Zwei Tage später waren wir anläßlich einer Sightseeing Tour in Kyoto wieder Gäste des
Präsidenten der "Österreichisch-Japanischen Gesellschaft", der in der alten Kaiserstadt
das Grand Hotel führt. Die überwältigenden Eindrücke, die diese "Tempelstadt" bietet,
wurden am nächsten Tag auf der Fahrt nach Hiroshima durch den Besuch des berühmten
Schlosses in Himeji noch verstärkt. Der Gang durch das Hiroshima-Peace-Memorial-Museum
mit der Dokumentation der grauenvollen und verheerenden
Folgen des Atombombenabwurfs am 6. August 1945 war dazu ein erschütternder Kontrapunkt.
Unser Gedenkkonzert, das in der Main Hall hätte stattfinden sollen, wurde leider an
einen für unser Programm wenig passenden Ort verlegt und zwar in ein Veranstaltungszelt
eines modernen Freizeitareals. Mit einer geänderten Programmfolge konnten
wir dann auf der technisch optimal ausgestatteten Bühne dennoch ein erfolgreiches
Konzert abwickeln.
Ein kurzes, uns innerlich sehr bewegendes musikalisches Gedenken folgte am Jahrestag
der Atomkatastrophe in einer evangelischen Kirche in Osaka mit Werken von Mendelssohn und Bruckner.
Nach zwei freien Tagen, in denen wir einen für japanische Verhältnisse sehr vergnüglichen
Besuch in einem »Münchner-Hofbräulokal« machten, fuhren wir in die Universitätsstadt
Tsu, wohin wir von Dr. Minoru Sakurai, einem japanischen Kinderarzt und
Krebsforscher, eingeladen worden waren. Wir hatten Dr. Sakurai auf dem Flug nach
Japan kennengelernt, wohin er von einem Ärztekongreß in Paris heimkehrte. Er war von
unseren Liedern so begeistert gewesen, daß er darin auch eine wenigstens kurzfristige
therapeutische Hilfe für seine krebskranken Schützlinge herauszuhören glaubte. Wie aus
einer anderen Welt klangen unsere Lieder von den Gängen in die Krankenzimmer, aus
denen uns Kinderaugen voll froher Überraschung entgegenblickten. Die Begegnung
machte uns zutiefst betroffen aber auch dankbar, daß es uns vergönnt war, mit unserem
Singen wenigstens vorübergehend das bedrückende Dasein der Kinder aufzuhellen.
Anschließend sangen wir für die Patienten und deren Eltern, für die Ärzte und das
Pflegepersonal ein einstündiges Programm im Hörsaal der Universitätsklinik. Das abendliche
Festkonzert vor geladenen Gästen wurde mit großer Begeisterung aufgenommen
und mündete in einen stimmungsvollen und herzlichen Empfang.
Am nächsten Tag überraschte uns der musikbegeisterte Arzt mit einem Ausflug auf die
Mikimoto-Perleninsel, in das großartige Meeresaquarium von Toba und zum
Schrein von Ise, einer der ältesten und ehrwürdigsten Tempelanlagen des Landes. Mit
einem zehngängigen chinesischen Festmahl klang dieser wunderschöne Tag aus, der
uns Land und Leute ein wesentliches Stück nähergebracht und die Freundschaft eines
großartigen Menschen und Forschers geschenkt hat.
Am 11. August gab es ein Wiedersehen mit Sanda, jener Stadt, die wir von unserer
ersten Japanreise in guter Erinnerung hatten. Die Bevölkerungszahl hatte sich in drei
Jahren fast verdoppelt, und so veranschaulichte die Entwicklung dieser Kleinstadt das so
oft zitierte japanische "Wirtschaftswunder" sehr überzeugend. Zum Konzert in der
ausverkauften City-Hall waren viele Freunde gekommen, die den A-cappella-Chor Villach
noch von der letzten Reise in guter Erinnerung behalten hatten. Höhepunkt des Abends:
der Donauwalzer, gemeinsam gesungen von einem japanischen Kinderchor aus Sanda
und dem A-cappella-Chor Villach.
Der nächste Tag führte uns in Mr. Nakanishis Freizeitzentrum Kasaya, wo wir, wie
schon 1986, ein Freiluftkonzert gaben, zu dem sich viele "ältere Bekannte" eingefun-
den hatten. Nach einer Teezeremonie im Hause von Frau Eiko Tamori bereiteten wir uns
auf das Abschiedskonzert und die großangelegte Dinner-Party im Summit Hotel vor. Mit
dem Bürgermeister waren zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft und
natürlich auch wieder zahlreiche "Fans" erschienen, die uns gemeinsam mit dem
Frauenclub aus Sanda ein warmherziges Abschiedsfest bescherten. Die Lobeshymnen
erklangen nicht nur in den Ansprachen; auch die überregionale Zeitung Yomi Uri pries
überschwenglich die Vorzüge des Villacher Chores:
Die Seele des Himmels, des Lichts, des Wassers, des Windes, des Waldes und der Blumen
verbinden sich im Klang der wunderbaren Stimmen zu unvergleichlicher Harmonie ...
Am 15. August kehrten wir wohlbehalten in unsere Heimat zurück. Vergessen sind die
Mühen der Reise, der gelegentliche Ärger über organisatorische Mängel; geblieben
aber ist ein Füllhorn schöner Erinnerungen, für die wir mit Tatsuo Higuchi auch allen
Sponsoren und Organisatoren dankbar sind, die diese Reise in das Land der aufge-
henden Sonne ermöglicht haben.
Text entnommen aus der Festschrift "30 Jahre A cappella Chor Villach"
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